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Laura Hottenrott verteidigt ihren Titel beim Jungfrau-Marathon in der Schweiz

Obwohl sie nach der Corona-Infektion erst ein paar Wochen wieder im Training ist, konnte Laura in der Schweiz schon einen großartigen Erfolg erringen

Beim weltberühmten Jungfrau-Marathon in der Schweiz waren in diesem Jahr 4000 Teilnehmer:innen aus 60 Nationen am Start. Die 29. Auflage des superschweren Bergmarathons hält auf den 42,195 Kilometern vom Start in Interlaken auf 867 Meter Höhe bis zum Ziel auf dem Eigergletscher auf 2320 Meter Höhe für alle Läufer:innen 1753 Höhenmeter parat.

Im Trainingslager in Südtirol entwickelte sich die Laufform von Laura prächtig, so daß sie mit ihrem Vater und Trainer Kuno Hottenrott die Entscheidung traf, wie im letzten Jahr beim Jungfrau-Marathon in Interlaken an den Start zu gehen und zu versuchen, ihren Titel zu verteidigen. Daß dies in diesem Jahr erheblich schwerer werden würde als letztes Jahr war von vornherein klar, denn erstens war die internationale Konkurrenz deutlich stärker und hinter ihrer derzeitigen tatsächlichen Leistungsfähigkeit stand nach der langen Trainingspause doch ein großes Fragezeichen. Am Tag vor dem Rennen schätzte Laura persönlich ihre Chancen auf die Titelverteidigung nur auf 5 Prozent ein, obwohl das Gefühl für die eigene Leistungsfähigkeit nicht schlecht war. Daß es dann doch - wenn auch extrem knapp - zum Sieg reichte, ist nur ihrem extremen Durchhaltewillen und dem unerschütterlichen Glauben an ihre eigene Leistungsfähigkeit zu verdanken, auch wenn es im Verlauf des Rennens nicht unbedingt nach einer erfolgreichen Titelverteidigung aussah.

Aber lassen wir Laura doch persönlich zu ihrem grandiosen Erfolg zu Wort kommen:

Nach dem Sieg hier 2021 wollte ich meinen Titel beim Jungfrau-Marathon verteidigen. Es war mein erstes Rennen nach den letzten toughen Monaten nach Corona. Wir haben in der letzten Zeit viel Arbeit in den Wiederaufbau des Trainings gelegt. Das Starterfeld des Jungfrau Marathons war dieses Jahr sehr international und gut besetzt mit unter anderem Esther Chesang (Siegerin Berglauf Sierre-Zinal, Marathon Bestzeit 2:26). Die Kenianerin ist direkt in Interlaken los gestürmt und ich habe versucht sie nie aus den Augen zu verlieren. Bei Lauterbrunnen (km 25) hatte ich die Lücke schon auf 25 sec zugelaufen, dann aber hoch nach Wengen wieder fast 2 min auf Sie verloren. Ich habe darauf vertraut, dass der letzte extrem steile Anstieg von km 40 ins Ziel auf der Gletschermoräne meine Stärke ist. Genau so sollte es dann auch kommen. Bei km 41 bin ich mit jedem Schritt näher gekommen und konnte Esther 200 m vor dem Ziel auf dem Eigergletscher überholen. Ich bin unglaublich dankbar, dass Körper und Seele zu der Leistung wieder in der Lage waren. Es war super hart und wunderschön zugleich. Der größte Dank geht an meine Eltern, die mich immer unterstützen insbesondere meinen Vater & Trainer, der mein Training nach der schwierigen Zeit nachhaltig und behutsam gesteigert hat. 

Ich glaube dieser eindrücklichen Schilderung ist nichts mehr hinzuzufügen, wir gratulieren Laura ganz herzlich zum Sieg und wünschen ihr für die weiteren im Herbst noch anstehenden Wettkämpfe alles Gute !

Und hier noch kurz die Rangliste der ersten drei Läuferinnen:

  1. Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel)    3:22.57,6 Std.
  2. Esther Chesang (Sky Runners Kenia)            3:23.49,5 Std.
  3. Karen van Proeyen (Roba/Belgien)                3:45.47,4 Std.

Die Entwicklung des Rennens zwischen Laura und Esther Chesang verdeutlicht nochmals ihre enorme physische und psychische Leistung:

  • Zwischenzeit von Laura in Wilderswil bei Kilometer 10: 36.59,4 min. Rückstand auf Esther Chesang: 17 Sekunden
  • Zwischenzeit von Laura in Zweilütschinen bei Kilometer 15: 55.13,9 min., Rückstand auf Esther Chesang: 46 Sekunden
  • Zwischenzeit von Laura in Lauterbrunnen bei Kilometer 21,1: 1:20.20,8 Std., Rückstand auf Esther Chesang: 1.10 Minuten
  • Zwischenzeit von Laura in Lauterbrunnen bei Kilometer 26: 1:38.22,0 Std., Rückstand auf Esther Chesang: 33 Sekunden
  • Zwischenzeit von Laura in Wengen bei Kilometer 30: 2:07.07,4 Std., Rückstand auf Esther Chesang: 2.25 min.
  • Zwischenzeit von Laura in Wixi bei Kilometer 38: 2:51.30,4 Std., Rückstand auf Esther Chesang: 2.11 min.

Rückblickend betrachtet hat Esther Chesang die Temposteigerung zwischen Kilometer 26 und Kilometer 30 wohl das Rückgrat gebrochen und ihr den Sieg gekostet. Wie Kuno als Begleiter auf dem Pedelec beobachten konnte, war Esther Chesang auf den letzten 500 Metern kaum noch in der Lage, ein Bein geordnet vor das andere zu setzen und ermöglichte so Laura, ihr noch den Sieg vor der Nase wegzuschnappen.

Bei den Männern gewann übrigens Mark Kangogo aus Kenia mit einer Zeit von 2:59.16,9 Std. vor Elhousine Elazzaoui (Marokko) in 3:00.49,7 Std. und Robert Pkemboi (Kenia) in 3:02.15,5 Std.

Wie wertvoll Lauras Leistung einzuschätzen ist zeigt sich daran, dass sie selbst in der Männerklasse den 16. Platz belegt hätte ! Und im Vergleich zum letzten Jahr steigerte sie ihre eigene Bestzeit um 4.33 min., was unter den gegebenen Voraussetzungen unsere besondere Bewunderung verdient. Nach Aussage ihres Vaters konnte sie ihre Zeiten in allen Teilabschnitten des Rennens teils deutlich verbessern !

Wer an mehr Informationen zu dieser wohl einmaligen Laufveranstaltung interessiert ist, findet alle Ergebnisse hier