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Ferenc auf den Spuren der Mauer

Ferenc Zsoldos hat am 14. und 15. August 2021 den Mauerweglauf in Berlin absolviert - was ein Kraftakt!!!! Hier sein Bericht:

" Ich habe mir meinen zweiten Traum verwirklicht ...meinen ersten Traum habe ich mir vor knapp zwei Jahren verwirklicht... da habe ich meine Traumfrau geheiratet. Genau diese hat mir die letzten ca. 12km Kraft gegeben, den Lauf durchzustehen. Aber alles der Reihe nach. Ich hatte mich für den Mauerweglauf 2020 angemeldet, der ja leider wegen Corona abgesagt wurde. Ein ganz schlechtes Laufjahr. Vorbereitung für die 50 km in Marburg 2020 lief super... dann beimAbschlusstraining 5 Tage vor dem Lauf eine Muskelverhärtung... Lauf abgesagt. BIMA 100 wegen Corona abgesagt. Trotzdem dafür trainiert und in Eigenregie gelaufen... netto Zeit 9:59 Stunden, brutto ca. 10:14Stunden. Sehr interessante Strecke. Freue mich schon auf 2022. Sylke Kuhn hat dann im Juni 2020 den Urwaldsteig Ultra coronakonform organisiert. Den konnte ich mir nicht entgehen lassen und bin ihn mitgelaufen... sehr familiär und top organisiert...Sieger 65km in 7:21:36. Zugspitzultra abgesagt.... Motivationtief. Nächstes Ziel: Frankfurtmarathon 2020... bis dahin haben wir Corona besiegt.... dachte ich...voll motiviert bis zur Absage trainiert. Egal... suchen wir uns einfach eine kleinere Veranstaltung in der Nähe. Gefunden...Traillauf Heilbad Heiligenstadt EICUT 65. Dann trainieren wir halt wieder Berge. Wurde dann auch abgesagt. Ihr wisst was jetzt kommt. In Eigenregie gelaufen...65,4 km 1342 Hm in 6:07:10 Stunden. Mal schauen, was die Zeit wert gewesen wäre. 2020 ist gelaufen.

2021 wird alles besser... dachte ich. 2021 Absage Marburg, 6 Stunden Lauf Herne, BIMA 100, Zugspitzultra, hoffentlich nicht auch noch der Mauerweglauf. Also: ich trainiere einfach mal für den Mauerweglauf. Ein paar Trainingsmarathons von Silke Kuhn organisiert mitgelaufen - alle super organisiert - Danke dafür. Im ersten halben Jahr sehr viel mit Sebastian Küppel trainiert... ein sehr willensstarker Läufer und top motiviert. Er wollte auch den Zugspitzultrs und dort die Marathondistanz laufen. Auch dieses Jahr gab es den Urwaldsteig Ultra, wieder organisiert von Sylke. Den musste ich natürlich wieder mitlaufen, diesmal in 7:00:14  - Streckenrekord. Nach der Absage vom Zugspitzultra haben Sebastian und ich entschieden, den Lauf selbst organisiert zu laufen: Supertrail 64,1 km, 2830 Hm ( Sebastian wollte nur den Basetrail laufen, musste ihn dazu überreden ). „Hitzeschlacht an der Zugspitze“ würde ich den Lauf bezeichnen. Sebastian ist an diesem Tag seinen ersten Marathon und Ultra gelaufen. Hut ab dafür!

Nun ging es los... das finale Training für den Mauerweglauf 2021. Top motiviert, körperlich in top Form, habe ich zum Start in die Vorbereitung den Nachtmarathon in Ippinghausen absolviert. Am Start habe ich mich mit Heiner Jatho unterhalten. Wir sind dann auch die ersten Hälfte zusammen gelaufen und haben uns dabei sehr gut unterhalten, so, als wenn wir uns schon Jahre kennen würden, das war sehr angenehm. Letztendlich bin ich 3:27:19 gelaufen. Am nächsten Tag stand dann noch ein dreißig Kilometer Trainingslauf auf dem Plan. In den darauffolgenden Wochen standen dann noch ein siebziger und zwei achtziger Trainingsläufe an. Von Lauf zu Lauf konnte ich meinen Durchschnittspuls super senken. Worüber ich sehr erstaunt war. Da gab es noch etwas, was mich vor dem Lauf sehr beunruhigt hat. Ich wollte mich vor dem Lauf nicht impfen lassen, da ich nicht abschätzen konnte, was diese für Nebenwirkungen gehabt hätte. Somit war der Showdown am Tag der Anreise, da man ohne negativen Test hätte nicht laufen dürfen. Angekommen in Berlin war es für mich nur wichtig, einen Test zu machen. Das waren lange 15 min, aber der Test war negativ. Nun stand dem Lauf nichts mehr im Weg und die Spannung stieg. Gabi wollte mich ab Kilometer 60 mit dem Rad begleiten... mein persönlicher Support. Also mussten wir erstmal alles dafür organisieren...welche Bahn, um wieviel Uhr muss sie los, was nimmt sie mit usw. Angedacht war, dass sie mich ca. 40km begleitet, aber es kam alles anders.Endlich war es soweit: Der Renntag, morgens 3:50 Uhr. Ich war schon vor dem Wecker wach. Einen Kaffee, eine Brezel... die vorbereiteten Klamotten an und los zum Shuttlebus. Im Stadion angekommen habe ich die Dropbacktaschen abgegeben und schnell noch einmal auf die Toilette.... Glück gehabt, nur fünf Mann vor mir. Beim Verlassen der Toilette war die Schlange dann ca. vierzig Meter lang. Wir durften erst um 5:45 Uhr ins Stadion, wegen der Hygienebestimmungen. Am Start angekommen wurde meine Nervosität immer größer. Dann war es soweit: 6 Uhr .. Startschuss...Ich stand ganz vorne. Die ersten km waren ein wenig nervig, da man an jeder roten Ampel warten musste, um keine Strafe zu erhalten oder gar disqualifiziert zu werden. Meine geplante Anfangspace von 5:30 min pro km war dadurch schwer zu erreichen, zudem ist man immer aus seine Laufrhythmus gerissen worden. Da ich mir vor dem Lauf die Ergebnisse der Jahre vorher angeschaut hatte, wollte ich versuchen, in den Bereich der top 10zulaufen. Das war aber nicht möglich, da diese schneller gelaufen sind als ich es vermutet hatte. So war ich am Anfang ca zwanzigster und habe mir so gedacht „lass sie mal machen“. Bis km 60 gibt es nichts besonderes von unterwegs zu berichten. Habe hier und da mal jemanden überholt oder wurde überholt. Die Strecke war relativ eben und so konnte ich meine Pace von 5:31 halten. Ab dem VP 9 durfte mich Gabi mit dem Rad begleiten. Das war super, denn sie hat mich abgelenkt und so verstrichen ein Kilometer nach dem anderen. Zu dem Zeitpunkt war ich achter im Gesamtfeld und zweiter in meiner AK... alles lief nach Plan. Ich weiß nicht mehr wann es war, aber irgendwann bin ich auf die erstplatziere Frau aufgelaufen. Die nächste Zeit habe ich sie dann mal überholt und dann hat sie mich wieder überholt... das Spiel haben wir dann des öfteren wiederholt. Irgendwann war sie dann weg. Kurz vor dem VP 20 wurde mir schlecht, keine Ahnung warum. Die Oberschenkel haben zugemacht. Am Verpflegungspunkt musste ich mich dann übergeben. So etwas ist mir noch nie passiert. An diesem Verpflegungspunkt habe ich mir dann etwas Zeit genommen. Habe etwas gegessen und habe mich kurz ausgeruht. Die ersten Kilometer danach waren schrecklich. Bis ich wieder einigermaßen rund laufen konnte vergingen 2-3 Kilometer. Da Gabi ein wenig besorgt über meinen Zustand war, entschied sie sich bei mir zu bleiben. Sie war in der Zeit eine super Unterstützung für mich. Ab ca. Kilometer 147 ging dann lauftechnisch gar nichts mehr. Ab dem Zeitpunkt konnte ich nur noch gehen... ab und an habe ich dann versucht wieder zu laufen, aber mein Akku war leer. Ich war sehr froh, dass Gabi bei mir war, die Arme musste sich dann auch noch wegen mir abquälen. Es war fürchterlich, es war nur noch ein Schnitt von 10-11 Minuten pro Kilometer möglich. Einer nach dem anderen der Läufer hat mich dann überholt und meine Ziele rückten in weite Ferne. Die Kilometer haben sich gezogen wie Kaugummi... zwischenzeitlich musste ich mich das zweite Mal übergeben. Da beschloss ich, nichts mehr zu trinken oder zu essen. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren es immer weniger Kilometer bis ins Ziel. Am Stadion, wo sich das Ziel befunden hat, musste man noch eine Runde bis zum Ziel laufen. Ich habe mich zusammen gerissen und bin diese bis ins Ziel gelaufen. Wie lang so eine Stadionrunde sein kann. Geschafft...Leider nicht so wie geplant aber geschafft. Froh aber enttäuscht und sauer auf mich selber aber sehr stolz auf meine Frau, die mich eben mal so 100 km begleitet hat und mir viel Kraft gegeben hat, den Lauf zu überstehen. Jetzt wo ich das hier so schreibe, bin ich natürlich sehr stolz, diese Strecke bewältigt zu haben. Gesamtplatz 18 AK 5, 18:18:51 h.Vielen Dank an meine Frau, die mir während der Vorbereitung den Rücken freigehalten hat und mich immer unterstützt hat.... Auch wenn sie der Meinung war, dass ich ein bisschen verrückt sei. Danke an das Orgateamund an die vielen freiwilligen Helfer an der Strecke und an den VPs.Mein Resümee von diesem Lauf:Der Lauf hat mir meine Grenzen aufgezeigt!"

 

Danke dir, lieber Ferenc, für deinen tollen Bericht. Ich habe beim Lesen mitgelitten und bin jetzt auch mächtig stolz auf dich! Jetzt erhole dich aber erst einmal!!!!